Für 6 Wochen unterwegs im Herzen der Politik

Für 6 Wochen unterwegs im Herzen der Politik

Für 6 Wochen unterwegs im Herzen der Politik

Verwaltungspraktikum von Anna-Sophie Pues, Studentin der Rechtswissenschaft

Schon lange stand für mich fest, dass ich mein sechswöchiges Verwaltungspraktikum am liebsten im Bundestag absolvieren würde. Ich erhoffte mir, die Welt der Politik einmal aus der Innenperspektive betrachten zu können. Nun stehe ich schon am Ende dieser ereignisreichen Wochen und kann die Bilanz ziehen: meine Erwartungen wurden noch übertroffen. Obwohl ich die Fülle aller Erfahrungen, die ich hier im Bundestag machen durfte, in der Kürze nicht werde abbilden können, möchte ich im Folgenden doch versuchen, einen Überblick über meine Aufgaben und die vielen Eindrücke und Begegnungen zu vermitteln.

Am 25. August wurde ich von der Büroleiterin Eva Keldenich vom Besuchereingang des Jakob-Kaiser Hauses abgeholt und zum Abgeordnetenbüro von Ansgar Heveling begleitet. Dass mein Arbeitsplatz im Abgeordnetenbüro lag, freute mich sehr. Denn so saß ich stets mitten im Geschehen, konnte den Arbeitsalltag von Herrn Heveling und seinen Mitarbeitern miterleben und einen Eindruck der bearbeiteten Themenfelder gewinnen. Noch in der ersten Woche lud mich Herr Heveling zu einem Gespräch in sein Büro ein. Meine vielen Fragen beantwortete er mit viel Offenheit und ich war von seiner interessierten und herzlichen Art sehr beeindruckt.

Über die Aufgaben, die mir zugewiesen wurden, konnte ich mich thematisch mit dem Wirkungsfeld von Herrn Heveling vertraut machen. Die Schwerpunkte seiner Arbeit, insbesondere das Straf- und Urheberrecht, interessieren mich als Jurastudentin sehr. Große Freude hatte ich daran, statt mich, wie im Studium gefordert, in erste Linie mit der Rechtsanwendung auseinanderzusetzen, die Fragestellungen einmal aus der rechtspolitischen Perspektive der Rechtssetzung zu betrachten. Besonders spannend waren in diesem Zusammenhang die Einschätzungen renommierter Experten zur angestrebten  Reform des Sexualstrafrechts, die ich im Rahmen eines Fachgesprächs hören durfte, sowie die öffentliche Sachverständigenanhörung zur Verfassungsmäßigkeit des Entwurfs zur Änderung des Antiterrordateigesetzes.

Im Gegensatz zum Strafrecht bin ich dem Urheberrecht im Studium noch nicht begegnet. Faszinierend an diesem Rechtsgebiet ist seine große Aktualität, insbesondere mit Blick auf die Rechtsfragen, die das Internet aufwirft. Ich hatte die Gelegenheit, Gesprächen mit Vertretern der Medienbranche und einer Verwertungsgesellschaft beizuwohnen, besuchte Veranstaltungen zur Marktstellung von Suchmaschinenanbietern und recherchierte zur Rechtsprechung zu § 52a UrhG, der Schranke für die öffentliche Zugänglichmachung urheberrechtlich geschützten Materials zum Zwecke des Unterrichts und der Forschung. Meine Aufgaben haben mir interessante Rechtsthemen nähergebracht und mir ermöglicht, mein universitäres Wissen zu erweitern.

Neben dieser intensiven inhaltlichen Auseinandersetzung mit aktuellen Rechtsfragen gehörte zu meinen Aufgaben auch die allgemeine Unterstützung der Arbeitsabläufe im Büro, sei es durch Sortieren der Post oder Recherche zu Bürgeranfragen.

Sehr dankbar bin ich, dass Herr Heveling mir die Teilnahme an den Arbeitsgruppen- und Ausschusssitzungen ermöglicht hat. Es ist ein großes Privileg, die politische Arbeit in diesen Foren mitzuerleben, denn sie tagen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Es war ein Erlebnis, der politischen Entscheidungsfindung beiwohnen, die ja in aller Regel nicht erst im Plenum, sondern schon auf diesen vorgeschalteten Arbeitsebenen erfolgt.  Gerade weil die Sitzungen nicht öffentlich sind, erlebt man die Politiker dort in einer weniger parteipolitisch aufgeladenen Atmosphäre und kann im Rahmen der sehr sachlich geführten Debatten viel über die behandelten Themen erfahren.

Auch die Vorträge und Führungen des reichhalteigen Praktikantenprogramms der CDU-/CSU-Fraktion haben meine Zeit hier bereichert. Im Angebot waren zahlreiche Diskussionsrunden mit hochrangigen Politikern, darunter Norbert Lammert, Hermann Gröhe, Wolfgang Bosbach und Wolfgang Schäuble, die sich alle viel Zeit für die Beantwortung unserer Fragen genommen haben. Ein besonderes Ereignis  war auch der Besuch der Bundespressekonferenz. Am Abend im Radio die Nachrichten zu hören, die ich morgens bereits aus erster Hand von den Sprechern der Ministerien gehört hatte, hat mir das Gefühl gegeben, wirklich im Herzen der Politik unterwegs zu sein. Durch die zahlreichen Führungen im Programm habe ich viel von Berlin gesehen, das mir sonst vielleicht entgangen wäre: das Bundeskanzleramt, das Hauptstadtstudio der ARD, das Abgeordnetenhaus von Berlin, das Museum im deutschen Dom und die Gedenkstätte Normannenstraße. Der Besuch einer Maybrit Illner Live-Sendung war ein weiteres Highlight. Das Programm hat mir außerdem ermöglicht, Kontakt zu meinen Mitpraktikanten zu knüpfen. So hatte ich sofort nette Gesellschaft für die Erkundung von Berlin am Wochenende und nach Feierabend.

Aufgrund der entspannten und freundschaftlichen Atmosphäre im Abgeordnetenbüro habe ich mich schnell eingelebt und sehr wohlgefühlt. Eva Keldenich und die anderen Mitarbeiter waren herzlich um mich bemüht und haben mich, wenn immer möglich, zu Gesprächen und Veranstaltungen mitgenommen und mir so einen echten Einblick hinter die Kulissen gewährt. Herzlichen Dank für die spannende Zeit!